Zur Petition und der bisherigen Zahl der Unterstützer

Ein kleines Update

Wir halten es für etwas schwierig zu sagen, dass wir einen Schnitt von aktuell 40.000 Zuschauern haben (wovon man noch die Gäste und die zahlreichen Touris abziehen muss) und deswegen knapp 14.000 Unterzeichner der Petition ein Beleg dafür seien, dass die Mehrheit kein neues Stadion will.

In unzähligen Gesprächen haben wir andere Erfahrungen gemacht. Ja, es gibt natürlich Leute, die das Olympiastadion lieben (auch in unserer Initiative) und da drinbleiben möchten. Es gibt Leute, die unentschlossen sind und es gibt viele Leute, die zwar grundsätzlich ab 2025, 2027, 2030 oder whenever lieber in einem eigenen Stadion in Berlin (viele auf dem Olympiagelände) spielen möchten, aber irgendwann in den letzten 2 ½ Jahren den Glauben in die Vereinsführung und/oder den Senat verloren haben. Viele sind auch einfach genervt vom Thema, was wir verstehen.

Dennoch ist der Wunsch vieler Stadiongänger (natürlich nicht aller) ein eigenes Stadion. Dazu kommt, dass Herthas Stadiongänger zu einem großen Teil relativ analog unterwegs sind, die Petition aber lange Zeit nur online existierte. Das wurde mit der Initiative Blau-Weißes Stadion geändert und die Zahl der Unterschriften konnte seitdem verdoppelt werden. Natürlich würden wir uns alle wünschen, dass da 50.000 Leute unterschreiben und sich Diskussionen in diese Richtung erübrigen. Das ist (und war es vorher schon) aber absolut unrealistisch. Wir reden über eine sehr heterogene Gruppe an Herthafans und Stadiongängern. Viele dieser Leute erfahren erst im Stadion durch uns von der Petition. Die haben mal gelesen, dass Hertha ein neues Stadion bauen möchte, aber sich nicht groß damit beschäftigt. Das Stadionthema ist ein Beispiel von vielen, bei denen man die Internetsicht nicht mit der Sicht vieler Stadiongänger verwechseln sollte. Darüber hinaus sind viele der Meinung, dass ihre Unterschrift doch eh keinen Unterschied macht. Viele wissen auch nicht, was eine Petition genau ist, andere unterschreiben dafür nicht, weil sie wissen, dass nur die Berliner Stimmen für das Quorum zählen. Es gibt zig Gründe. Und man muss sich auch ehrlich fragen: Wofür hat denn Hertha das letzte Mal die Massen begeistert? Hertha verkauft weniger als 20.000 Dauerkarten, gegen Dresden im Pokal wird mindestens das halbe Stadion schwarz-gelb sein und zur Mitgliederversammlung kommen von 36.000 Mitgliedern gut 1.000. Die Gründe dafür sind natürlich, wie schon gesagt, vielfältig, aber klar ist doch, dass es kein Selbstläufer ist, Herthafans in 5-stelliger Anzahl, für welches Anliegen auch immer, zu begeistern.

Die Initiative, bei der die Petition ja nur ein Puzzleteil ist, ist mit dem Ziel angetreten, möglichst viele Herthafans von einem eigenen Stadion zu begeistern und zu überzeugen und darüber hinaus bei der Politik für ein Verständnis für dieses Anliegen zu sorgen. Nun kann man aber nicht erwarten, dass wir in 4 Wochen das schaffen, was Hertha in 2 ½ Jahren versäumt hat. Und klar ist auch: Wenn wir das Gefühl haben, dass der Großteil der Herthafans weiterhin im Olympiastadion bleiben möchte, dann akzeptieren wir das und lassen es. Keiner von uns hat ein Interesse daran, irgendwas durchzudrücken, wenn die Mehrheit das nicht will. Bisher wurde uns dieses Gefühl in hunderten Gesprächen nicht vermittelt und deswegen werden wir weiterhin versuchen, so viele Leute wie möglich davon zu überzeugen, dass Hertha BSC ein eigenes Fußballstadion benötigt. Wir sind uns bewusst: da liegt noch viel Arbeit vor uns.

Und ja, wir setzen uns natürlich auch mit kritischen Positionen auseinander. Wir freuen uns über jeden, der ein wirkliches Interesse an einem Austausch hat.