Ein Besuch in der Klosterstrasse

Hallo Herthafans,

wie angekündigt führen wir Gespräche mit allen Seiten und wollen euch natürlich auch über die entsprechenden Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

Am Dienstag, den 08.10., hatten wir ein ausführliches Gespräch mit Andreas Geisel, der sich uns und unseren Fragen allein stellte. Er schilderte uns seine Sicht über die Geschehnisse in Sachen Stadionbau und stellte sich anschließend in einer offenen Diskussion unseren Fragen.

Zuerst ist festzustellen, dass Geisel seine Aussagen, welche am Montag in diversen Medien publiziert wurden, bestätigte: Er habe dem Standort Olympiapark nie eine kategorische Absage erteilt. Gleichwohl müsse eine Lösung für die 24 Wohnungen der 1892 Wohnungsbaugenossenschaft gefunden werden, bevor man weiterrede. Hierüber herrscht Einigkeit. Solange keine Lösung für die Wohnungen gefunden ist, kann ein Stadion an dieser Stelle logischerweise nicht gebaut werden. Wir werden an diesem Punkt ansetzen, warben aber gleichzeitig auch um ein verstärktes Wohlwollen und Unterstützung seitens der Politik. Auch eine erneute Überprüfung des Ersatzstandortes Scottweg/Dickensweg wurde von uns angeregt. Dieser ist im Besitz eines an der Börse notierten Wohnungskonzerns und die Fläche hätte für ca. 50 Wohnungen ausgereicht.

Geisel nannte weitere offene Punkte, die bei einem Bau an besagter Stelle im Olympiastadion geklärt werden müssen. Er sprach davon, dass in Sachen Lärmschutz längst nicht alle Dinge hinlänglich geklärt sind. Wir machten unseren Standpunkt klar, dass in einem neuen Stadion die Schall-Emissionen außerhalb des Stadions deutlich geringer sein werden, als im Olympiastadion. Geisel sagte – bezogen auf die jährlich mögliche Anzahl von 18 „störenden Veranstaltungen“ pro Ort – dass der Trend innerhalb Deutschlands eher dahingeht, diese Anzahl weiter zu verringern, da es eine Vielzahl an Klagen von Anwohnern gebe. Zudem sei es nicht nur der Lärm während eines Spiels, sondern auch die Geräuschkulisse während der Abreise. Hierzu machten wir deutlich, dass es doch speziell unter diesem Aspekt im Sinne des Senats sein muss, für die Anwohner der Sportforumstraße eine (bessere) Lösung zu finden, auch unabhängig davon, ob an dieser Stelle ein neues Stadion entsteht. In diesem Zusammenhang schloss Geisel auch eine im Raum stehende Nachverdichtung durch die 1892 Baugenossenschaft an diesem Standort aus. Was die Begrenzung der Lautstärke angeht, gibt es dazu kreative Lösungsansätze, an denen wir auch weiterarbeiten werden.

Wir bekräftigten nochmal unsere Sichtweise, dass dieser Standort emotional und rational der richtige für einen Stadionbau ist, ein neues Stadion das Gelände beleben könnte und neue Möglichkeiten eröffnet. Auch Geisel gab unumwunden zu, dass dieser Standort, abgesehen der offenen Punkte, sicher besser ist, als beispielsweise Tegel. Bei besagten Standorten in Tegel, derzeit werden dort vier Objekte genauer untersucht, stellt sich die Lage etwas anders dar. Geisel sprach davon, dass die Stimmung in den Arbeitsgruppen sehr gut sei, ohne aber einem Ergebnis, welches Ende Oktober vorliegen soll, vorweg greifen zu wollen. Zum Thema der Infrastruktur sagte Geisel, dass eine Erschließung des Campus Tegel durch die U-Bahn ohnehin notwendig und vorgesehen ist. Wir machten hierbei klar, dass eine reguläre U-Bahnstation infrastrukturell nicht mit dem Standort Olympiastadion, mit einer 10-gleisigen S-Bahnstation sowie eines 3-gleisigen U-Bahnhofs vergleichbar ist. Darüber hinaus sehen wir die Gefahr, dass sich die Pläne dort noch über Jahre hinziehen und wir zu keinem definitiven Ergebnis kommen. Wir vereinbarten, auch zu diesem Thema, einen weiteren Termin, sobald genauere Ergebnisse über die Möglichkeit der Standorte in Tegel vorliegen.

Ein dritter Punkt, der besprochen wurde, ist das Olympiastadion. Geisels Wunschlösung wäre, und das mag aus seiner Sicht verständlich sein, ein Verbleib Herthas im Olympiastadion. Wir sprachen ihn darauf an, dass er in den letzten Monaten mehrmals sagte, dass er sich wünschen würde, man überlege gemeinsam, welche Möglichkeiten es gäbe, das Olympiastadion für Hertha attraktiver zu machen. In der letzten Woche wurde bekannt, dass der Senat in flächendeckendes W-LAN sowie eine (blaue) LED-Technik investieren würde. Dies bekräftigt uns in unserer Ansicht, dass es schlicht nicht möglich ist, dass Olympiastadion für den Bundesligafußball wesentlich attraktiver zu gestalten. Geisel führte weitere Punkte an, etwa eine Verbesserung der Toilettensituation, der Barrierefreiheit oder der Arbeitsplätze für die Medienvertreter. Abgesehen davon, dass diese Investitionen unabhängig eines Verbleibs Hertha zur EM 2024 eh getätigt werden müssen, herrschte hier Einigkeit, dass man mit diesen Investitionen natürlich nicht die Nachteile des Olympiastadions gegenüber einem reinen Fußballstadion ausgleichen könne. Die Option einer Verlängerung des Mietvertrags sehen wir daher skeptisch. Geisel sagte, dass es dort Möglichkeiten hinsichtlich der Laufzeit und auch der Höhe des Mietzinses gäbe und man in dieser Hinsicht immer in guten Verhandlungen mit Hertha BSC war. Unseren Einwurf, dass das während der letzten Vertragsverhandlungen 2016 mitunter einen anderen Eindruck machte, bestätigte Geisel. So etwas werde sich, laut ihm, nicht wiederholen. Wir ergänzten, das – selbst, wenn die Miete nicht steigen würde – Hertha zwar kurzfristig einen Vorteil davon hätte, mittel- bzw. langfristig würde die wirtschaftliche Kluft zu den Wettbewerbern mit eigenen Stadien, bzw. weitestgehenden eigenen Vermarktungsmöglichkeiten, immer größer werden und der Profifußball somit auf lange Sicht bei Hertha BSC keine Zukunft haben. Hertha wäre schlichtweg nicht konkurrenzfähig. Das kann nicht im Sinne Berlins sein. Dieser Argumentation widersprach Geisel nicht.

Geisel schloss auch erneut einen Umbau des Olympiastadions aus. Es sei schlicht zu teuer und würde am Ende trotzdem nicht dem entsprechen, was Hertha sich wünscht.

Letztendlich machte Geisel deutlich, dass er die Argumente für ein reines Fußballstadion sehr gut nachvollziehen kann. Wir sind über den Punkt hinaus, an dem angeführt wird, Hertha müsse einfach besser spielen, dann wird das Stadion schon voll. Das bewerten wir als überaus positiv. Auch war es ihm wichtig darzustellen, dass solch ein Stadionbau nicht nur am politischen Willen hängt, sondern es eben Lösungen für die offenen Probleme geben muss. Dies sehen wir zwar grundsätzlich auch so, machten aber auch deutlich, dass es teilweise den Eindruck machte, als würde ein Berg an Problemen aufbereitet werden, es aber wenig Interesse an der Abtragung Selbigen gäbe. Geisel sagte, dass er ernsthaft an einer Lösung für Hertha BSC innerhalb Berlins interessiert sei und man aktuell daran arbeite.

Wir werden in den nächsten Wochen weitere Gespräche in alle Richtungen führen, um somit das Verständnis und das Erkennen der Notwendigkeit eines reinen Fußballstadions für Hertha BSC weiter zu verstärken. Folgt uns für Updates auf den bekannten Kanälen und schreibt uns gerne an, falls ihr uns unterstützen möchtet.

Ha Ho He

Initiative Blau-Weißes Stadion