Berlin ist die Hauptstadt des Sports“ – diese Worte läuten das Kapitel zum Thema Sport des Koalitionsvertrages ein.
Um diesen Gedanken der „Sporthauptstadt“ voranzutreiben, trafen wir uns zwei Jahre lang am runden Tisch, gemeinsam mit Politik, Verbänden und Hertha BSC. Für die Suche eines Standortes für ein Hertha Stadion wurde verhandelt, erörtert und konstruktiv gestritten.
Die Antworten, insbesondere die der SPD und der Grünen, auf unsere Wahlprüfsteine ließen die Hoffnung zu, dass ein sichtbarer Fortschritt erzielt werden konnte.
Sichtbar, in dem ein freifinanziertes 300.000.000 € Sportinfrastrukturprojekt die nötige Bereitschaft in der Politik zur Standortsuche auch in den Koalitionsvertrag Einzug hält.
Wir haben gehofft, dass unsere gewählten Abgeordneten der zukünftigen Koalition ihren Worten Taten folgen lassen würden.
Diese Hoffnung hat sich zunächst zerschlagen.
Zur Erinnerung:
Noch im August erklärten die Grünen auf die Frage, ob sie das Ansinnen von Hertha BSC, ein eigenes Stadion bis 2030 – auch auf städtischem Boden – in Berlin zu errichten, unterstützen:
Ja, wir haben uns intensiv mit dem Anliegen beschäftigt und haben verstanden, dass ein eigenes Fußballstadion für Hertha BSC notwendig ist. Wir unterstützen das Ansinnen und hoffen, dass es bis 2030 umsetzbar ist. Es ist dabei wichtig, dass ohne Vorurteile und Vorfestlegungen der geeignetste Standort ausgesucht wird, damit das neue Stadion zu einem Erfolg für Hertha BSC und ganz Berlin werden kann.
Die SPD ging sogar noch weiter; auch sie beantwortete die Frage mit einem kategorischen „Ja“ und führte weiter aus, „dass Berlin heute zu den größten Sportmetropolen der Welt gehört, ist dem großen Engagement unserer Vereine, den zahlreichen Freiwilligen und den beharrlichen Anstrengungen der Politik zu verdanken. Über 140 Bundesliga-Teams repräsentieren unsere Stadt. Ihre Wettkämpfe und Veranstaltungen ziehen viele Besucher:innen an – und sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Berlin. Dazu gehört für uns selbstverständlich auch Hertha BSC. Wir unterstützen daher das Ansinnen, ein eigenes Stadion in Berlin zu errichten. Ein „Hertha-Stadion“ würde der Sportstadt Berlin ein weiteres Highlight verleihen.“
Selbst die Linke gestand Hertha BSC zumindest das Recht zu, ein eigenes Stadion zu errichten.
All dies ist auf einmal nichts mehr wert.
Nun könnte man der Annahme verfallen, dass aus politischem Kalkül heraus in einem Koalitionsvertrag kein Profiverein namentlich genannt wird. Wäre da nicht der Koalitionsvertrag von 2016 gewesen, in dem es hieß:
„Die Koalition steht zur Zusage, dass eine Realisierung des Nachwuchsleistungszentrums für den 1. FC Union Berlin unterstützt wird.“
Daran kann es also nicht gelegen haben.
Die Koalition muss sich die Fragen gefallen lassen, warum hier offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen wird? Warum ein derart großes Bauprojekt im Koalitionsvertrag 2021 ignoriert wird, genau wie die Infrastrukturprojekte anderer Profisportvereine, nicht nur im Fußball? Wieviel Sportmetropole ist gewünscht? Erkennen die Fachleute in der Politik den Zusammenhang zwischen Stadionbau und wirtschaftlicher Perspektive eines Vereins, der wie kaum ein anderer für Berlin steht, nicht? Ist Hertha BSC in unserer Stadt außerhalb der Rolle als Zahlmeister der Olympiastadionmiete überhaupt noch erwünscht?
Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, ihrer Verantwortung für die gesamte Sportmetropole Berlin gerecht zu werden und die Profivereine – unabhängig von einer eventuellen Vereinszugehörigkeit – gleichermaßen zu unterstützen.
Beweisen Sie, dass Ihre Stellungnahmen, die vor der Wahl getroffen wurden, auch nach der Koalitionsbildung Bestand haben. Im Interesse Ihrer Glaubwürdigkeit, einer verbindlichen Politik und für die Weiterentwicklung der Sportmetropole Berlin in allen Facetten.
Beweisen Sie, dass diejenigen Unrecht haben, die Ihnen jetzt vorwerfen, sich nicht mehr an die Aussagen vom August 2021 zu erinnern.
Eines steht aber schon jetzt fest. Wir sind nicht wankelmütig und werden unsere Anstrengungen noch mehr forcieren. Für Hertha BSC, für Berlin, für mehr Verbindlichkeit und damit die anfangs apostrophierte „Hauptstadt des Sports“ keine leere Worthülse bleibt. Wir sehen uns.
Ha Ho He
Faninitiative für ein Blau-Weisses Stadion