Erste Antworten der Politik

Hallo Herthafans,

wie viele von euch sicherlich mitbekommen haben, durften wir am 28.11.2019 eure Unterschriften für ein „Blau-Weißes Stadion“ in Berlin im Foyer des Abgeordnetenhauses übergeben. Damit endet unser Engagement natürlich nicht – Es geht erst richtig los!

Auch wenn Herthas sportliche Situation im Moment verständlicherweise vieles überlagert und uns alle bewegt, so ist dennoch klar, dass ein neues Stadion für Hertha kein kurzfristiges Projekt ist, an dem nur in sportlich guten Zeiten gearbeitet werden kann. Wir brauchen für die langfristige Zukunft unseres Vereins ein eigenes, reines Fußballstadion in Berlin und dafür werden wir weiter arbeiten, diskutieren und überzeugen.

Aktuell hat „open Petition“, die Plattform auf der unsere Petition lief, sämtliche Abgeordnete des Abgeordnetenhauses angeschrieben und um Stellungnahmen gebeten. 

Das Instrument der Petition hat unserer Meinung nach zur Aufgabe, dass sich jede(r) einzelne Abgeordnete mit dem Anliegen Stadionneubau ernsthaft auseinandersetzt und sich somit mit einem Thema befasst, das eventuell nicht zur Kernkompetenz des einzelnen politischen Vertreters gehört. Das Ideal wäre, eine fundierte, individuelle Antwort der politischen Mandatsträger zu erhalten.

Der Umgang mit einer Petition eines Einzelnen ist ein Gradmesser für politisches und demokratisches Verständnis unserer Politik. Nicht darauf zu antworten, spiegelt die Missachtung gegenüber dem Petitionssteller wider, gefolgt von dem Umstand, sich nicht ernsthaft mit der Thematik zu befassen und bestenfalls sich nur pauschalisierend zu äußern. 

Daran werden wir die Antworten unserer gewählten Abgeordneten messen.

Wir werden ab jetzt jeden Beitrag zu unserer Petition hier veröffentlichen, bzw. mit einem „Link“ darauf hinweisen, wo dieser zu finden ist.

Damit sich jeder von Euch ein Bild davon machen kann, wer es ernst mit unserer Hertha meint.

Das Hin und Her der letzten Jahre hat uns gezeigt, dass wir am Standort Olympiagelände festhalten. Hier werden wir weiter Überzeugungsarbeit leisten. Für das Jahr 2020 ist ein runder Tisch geplant, zu dem alle maßgeblichen Protagonisten eingeladen werden. Das Ziel ist es, lösungsorientiert für einen Stadionneubau zu arbeiten. 

So ein runder Tisch bedarf einer akribischen Vorbereitung. Wir werden in unserer Freizeit dafür arbeiten. 

Warum fragen wir das Abgeordnetenhaus?

Jedem Mitglied des Abgeordnetenhauses wird hiermit die Möglichkeit gegeben, sich direkt an seine Bürger und Bürgerinnen zu wenden. Aufgrund der relevanten Anzahl an engagierten und betroffenen Bürgern aus Berlin steht das Abgeordnetenhaus als repräsentative Instanz in einer politischen Verantwortung und kann durch Stellungnahme zu einem offenen Entscheidungsfindungsprozess beitragen.

Öffentliche Stellungnahmen des Abgeordnetenhauses ergänzen das geordnete Verfahren der Petitionsausschüsse der Länder und des Bundestags. Sie sind ein Bekenntnis zu einem transparenten Dialog auf Augenhöhe zwischen Politik und Bürgern.

Was könnt Ihr tun?

Bleibt auf dem Laufenden, verfolgt in den nächsten Tagen die weiteren eintreffenden Stellungnahmen.

Ihr habt die Möglichkeit, einen der gewählten Vertreter zu kontaktieren? Sprecht ihn oder sie auf die vorhandene oder noch fehlende Stellungnahme an.

Bringt Euch ein. 

Wie ernst die Abgeordneten Ihr Mandat nehmen, werden wir in den nächsten Tagen und Wochen erfahren.

Ha Ho He

Die ersten Stellungnahmen:

Hakan Taş  – Die Linke, Wahlkreis Reinickendorf Ost

ist Mitglied im Parlament Abgeordnetenhaus von Berlin

DIE LINKE, zuletzt bearbeitet am 06.12.2019

Ich lehne ab.

Begründung:

Lieber Herr Grimm,

vorerst danke ich Ihnen für Ihre Anfrage. Ihr Engagement schätze ich Ihnen hoch an. Dennoch bin ich dafür, dass die Hertha dem Olympiastadion als Ankermieterin erhalten bleibt. Das Olympiastadion bietet aus meiner Sicht trotz der Laufbahn hervorragende Bedingungen. Es ist modern, entspricht hohen Sicherheitsstandards und hat ein sehr hohes Auffassungsvermögen. Die Stimmung kann bei ausverkauften Spielen ebenfalls sehr toll sein. Das Olympiastadion bietet eine Gesamtkapazität für 74.475 Zuschauerinnen und Zuschauer. Durchschnittlich besuchen jedoch “nur” ca. 49.300 Berlinerinnen und Berliner die Hertha-Spiele im Stadion. Als großer Anhänger des Sport-Standortes Berlin wünsche ich mir, dass die Hertha mit größeren sportlichen Erfolgen auch mehr ZuschauerInnen ins Stadion locken kann, damit die Stimmung möglichst in allen Spielen ein wahrhaftes Erlebnis bleibt.

Ich kann verstehen, dass Hertha-LiebhaberInnen ihrer Mannschaft im Stadion näher sein möchten und keine Laufbahn zwischen den Rängen und dem Rasen sehen wollen. Aus städteplanerischer, umwelttechnischer und haushälterischer Sicht steht ein Stadionneubau jedoch keineswegs im Verhältnis zu den möglichen Vorzügen, die ein neues Stadion im Gegensatz zum Olympiastadion generieren kann. Ein Stadionneubau wäre mit erheblichen Risiken und infrastrukturellen Problemen verbunden.

Insofern stehe ich einem Stadionneubau grundsätzlich kritisch gegenüber und würde mich freuen, wenn die Hertha trotz der Laufbahn dem Olympiastadion erhalten bleibt und hier bei sportlichen Erfolgen die Vorzüge des traditionsträchtigen Stadions ausschöpft.

Herzliche Grüße

Ihr Hakan Tas, MdA (DIE LINKE)

Die gesamte AFD Fraktion hat folgende sieben Sätze zu unserem Anliegen verfasst und alle Abgeordneten der AFD haben diesen Text gleichlautend übernommen.

Frank Scheermesser AFD

ist Mitglied im Parlament Abgeordnetenhaus von Berlin

AfD, zuletzt bearbeitet am 09.12.2019

Fraktionsbeschluss, veröffentlicht von Frank Scheermesser. Die Entscheidungsgrundlage ist ein Beschluss der Fraktion AfD

Begründung:

Es sollten erst einmal alle Möglichkeiten besser untersucht werden. Hertha hat unverständlicher Weise von Anfang an auf ein neues Stadion ohne wenn und aber hingearbeitet. Dabei gibt es genügend alternative Möglichkeiten zum Verbleib im Olympiastadion. Das geht von einem variablen Umbau bis hin zu einer sinnvollen Beteiligung an der Olympiastadion GmbH. Die Zuschauerkapazität würde erhöht. Das neue Stadion mit ca. 50.000 Leuten ist keine Vision, sondern maximal Mittelmaß und die Risiken sind für alle Beteiligten größer als dargestellt. Die Fans werden das auf jeden Fall teuer bezahlen müssen… 

Copy und past wiedergegeben durch die AFD Abgeordneten: Tommy Tabor, Martin Trefzer, Carsten Ubbelohde, Marc Vallendar, Thorsten Weiß, Karsten Woldeit, Dr. Dieter Neuendorf, Georg Pazderski, Frank Scholtysek, Harald Laatsch, Gunnar Lindemann, Herbert Mohr, Ronald Gläser, Frank-Christian Hansel, Stefan Franz Kerker, Jeannette Auricht, Hanno Bachmann, Dr. Hans-Joachim Berg, Dr. Kristin Brinker, Christian Buchholz 

Georg Kössler – Bündnis 90/Die Grünen – Wahlkreis 803 Neukölln

ist Mitglied im Parlament Abgeordnetenhaus von Berlin

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, zuletzt bearbeitet am 09.12.2019

Ich enthalte mich.

Begründung:

Ich stimme dem Anliegen des Petenten Herrn Grimm und vieler Fans grundsäzlich zu: Fussball in einem reinen Fussballstadion ist stimmungsvoller. Gerade in Zeiten zunehmender Kommerzialisierung und Eventisierung ist es wichtig, die klassische Fussballkultur (Stehplätze, Choreos, Mitbestimmung im Verein und eben auch Nähe zum Rasen) zu pflegen und zu stärken

Herthas Pläne für ein reines Fussballstadion kann ich daher gut nachempfinden, auch wenn ich mir den Verein als Ankermieter im (ggf. umgebauten und dann ausverkauften) Olympiastadion weiter wünschen würde. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein reines Fussballstadion sollte der Verein vom Land unterstützt werden. Dabei dürfen aber nicht geplante Wohnungen oder Naturschutzgebiete unter die Räder kommen.

Eine Anhörung dazu im Fachausschuss kann hilfreich sein, um die Vor- und Nachteile der denkbaren Orte transparent zu erörtern. Fakt ist doch: Es gibt keinen perfekten Standort, aber um einen akzeptablen Standort zu finden – und ggf. herzurichten – müssen Senat, Verein, BVG, Fans, Abgeordnete etc. gemeinsam ins Gespräch kommen.

Ich freue mich über den weiteren Austausch hierzu.

Jörg Stroedter

ist Mitglied im Parlament Abgeordnetenhaus von Berlin

SPD, zuletzt bearbeitet am 11.12.2019

Ich stimme zu / überwiegend zu.

Begründung:

Hallo openPetition-Team,

gerne nehme ich Stellung zu dieser Frage. Seit frühester Jugend bin ich Fußballfan und meine Begeisterung für Hertha verstecke ich auch heute nicht. Selbstverständlich unterstütze ich ein reines Fußballstadion für Hertha BSC.

Für mich ist der Sport ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben, auch und gerade der Fußball als Mannschaftssport. Niemand wird bestreiten, dass Hertha eine erfolgreiche Jugendarbeit macht und damit Vorbildfunktion für die Vereine unserer Stadt hat. Ein Schlüssel für eine erfolgreiche Jugendarbeit ist aber eine als Vorbild dienende Herrenmannschaft, deren Spieler die Kinder nacheifern und damit in den Vereinen soziale Kompetenz erwerben können.

Um im Spitzensport erfolgreich sein zu können, braucht man nicht nur Geld für Spieler, sondern auch eine Atmosphäre, in der die Kommunikation zwischen Spielern und Fans möglichst optimal ist.

Nicht ohne Grund werden mehr Heim- als Auswärtsspiele gewonnen, spricht man von Heimstärke oder Heimvorteil. Und aus diesem Grund spielen mittlerweile 17 von 18 Bundesligisten in reinen Fußballstadien – nur Hertha nicht. Das beste Beispiel für den Wert einer solchen Atmosphäre liefert der Stadtrivale Union mit seinem Stadion, indem sich Spieler und Zuschauer auch ohne Fernglas in die Augen schauen können. Wer mal gesehen hat, wie erfolgreiche Hertha-Torschützen zum Jubel erst über Werbebanden springen und dann den Innenraum der Laufbahn und diese selbst bis zur Ostkurve zurücklegen müssen, weiß wovon ich rede.

Hinzu kommt die mit der Begeisterung verbundene Akustik, die eine Mannschaft nach vorne tragen kann. Wer die gelbe Wand in Dortmund erlebt hat, wird verstehen, warum so etwas zu Adrenalinschüben führen kann und neue Kräfte mobilisiert. Im Olympiastadion spürt man die Tatsache, dass die Schallenergie quadratisch zum Abstand abnimmt besonders deutlich – auch wenn die Ostkurve immer alles gibt.

Ein Standort für ein solches Stadion setzt natürlich ein genügend großes Gelände voraus, das auch hinreichend Abstand zu Wohngebieten hat (nicht jeder ist ein Fußballfan). Darüber hinaus muss auch eine Infrastruktur gegeben sein, die es den Zuschauern ermöglicht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Auch beim Besuch von Spielen im Olympiastadion kommt die überwiegende Zahl der Zuschauer mit dem ÖPNV. Parkplätze in so großer Menge wären flächenmäßig kaum realisierbar und aus verkehrs- und umweltpolitischer Sicht nicht vertretbar.

Von daher wären der Olympiapark oder das Maifeld die idealen Standorte für ein solches Stadion. Natürlich können wir dafür keine Enteignungen vornehmen und für die dort ihren Sport betreibenden Vereine und Verbände müssten Ersatzflächen gesucht werden, was in einer dicht bebauten und wachsenden Stadt natürlich mit großen Schwierigkeiten verbunden ist.

Das Gelände des Flughafens Tegel ist wegen anderer Nutzung, geplantem Wohnungsbau und der unter Naturschutz stehenden Bereiche nur bedingt geeignet.

Bleibt das Festplatzgelände. Hier stehen die Pläne in Konkurrenz zum vom Bezirk Mitte geplanten Wohnungsbau, der für die zu uns ziehenden Menschen eine hohe Bedeutung hat. Außerdem verfügt das Gelände über keine Schienenanbindung, was den Verkehr an Spielwochenenden in diesem Bereich nahezu zum Erliegen bringen würde. In der Diskussion wird es daher auch nur als das am wenigsten ungeeignete Gelände bezeichnet.

Mit sportlichen Grüßen

Jörg Stroedter, MdA

Stellv. Vorsitzender der SPD Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus

Weitere Stellungnahmen werden folgen. Wir sind schon jetzt gespannt, ob sich die ablehnende Haltung der AFD durchsetzt oder ob es auch Unterstützerinnen und Unterstützer im Abgeordnetenhaus für unser Anliegen gibt. Wir werden berichten.

https://www.openpetition.de/petition/stellungnahme/neues-stadion-fuer-hertha-bsc

Ha Ho He